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Warum Fußball?

14. Mai 2051: Das Stadion tobt – durch einen schnellen Doppelpass in der 89. Minute gewinnt das gegnerische Team mit 2:1. Das erste Mal in der Geschichte des Fussballs hat ein Roboter-Team die amtierenden Weltmeister besiegt. Dass dieses Ereignis, das heute wie ungewohnte Science Fiction klingt, tatsächlich real wird, daran arbeiten seit über einem Jahrzehnt Wissenschaftler weltweit. An der Humboldt- Universität forscht seit 1999 ein Team über künstliche Fußballspieler. Professor Hans-Dieter Burkhard hatte die Gruppe einst ins Leben gerufen, seit einigen Jahren betreut Professor Verena Hafner die Robotertrainer, die von Heinrich Mellmann und Marcus Scheunemann geleitet werden. Zunächst nutzte man vierbeinige Roboter-Hunde, den sogenannten Aibos von Sony, mit denen das Team dreimal Roboterfußball-Weltmeister wurde. Seit 2008 bilden vier zweibeinige Spieler, „Nao“ genannt, das Nao-Team Humboldt. Sie sind knapp 60 Zentimeter groß und viereinhalb Kilo schwer. Hergestellt von der französischen Firma Aldebaran, ist der „Nao“ die technische Plattform für alle Roboter-Teams, die sich in regelmässigen länderbezogenen oder weltweiten Wettkämpfen miteinander messen. Was auf den ersten Blick wie eine etwas skurrile Spielerei anmutet, ist tatsächlich ein Sammelbecken verschiedener wissenschaftlicher Problemstellungen aus den Themenbereichen der Robotik und Künstlichen Intelligenz. Fussballspielen erfordert etwa Strategieplanung, Koordination der einzelnen Spieler und laufende Interaktion mit einem nicht bekannten Umfeld: Ist der orangene Fleck da nun das Bein eines Zuschauers, oder der Ball? Wer ist Verteidiger, wer versucht den Ball ins gegnerische Tor zu bekommen? Die Probleme, die beim Roboterfussball auftreten, gibt es auch in anderen Bereichen. Ob es nun der Industrieroboter ist, der erkennen soll, dass die Schweissnaht fehlerhaft ist, oder in Zukunft die Müll-Sammel-Roboter, die sich gegenseitig um Unterstützung bitten können, wenn eine Bushaltestelle verdreckter als angenommen ist – all das sind Probleme, bei denen in eher spielerischem Umfeld des Roboterfussballs Algorithmen und Lösungen entwickelt werden, die später der Gesellschaft und Industrie zugute kommen. Das Nao Team Humboldt besteht zur Zeit aus knapp neun Studenten der Humboldt-Universität mit den Teamleitern Heinrich Mellmann und Marcus Scheunemann. Aktuell bereiten wir uns auf den RoboCup in Brasilien vor.